An einem ungemütlich nasskalten Januarmorgen warten die Kinder der Kleinklasse mit je einem Gast vor dem Schulhaus.
Ungläubig starren die Erwachsenen auf die Kinderfüsse, von denen Schuhe und Socken routiniert wegfliegen. Tapfer befreien auch die Mütter und der Vater ihre Zehen, worauf wir gemeinsam den Tag mit einer Barfussrunde im Freien starten. Zur Belohnung durften die Füsse in ein wohlig duftendes Bad gleiten. Der Kreislauf kam in Schwung, die Köpfe waren plötzlich hellwach.
Die Lerntandems arbeiten jeweils zwanzig Minuten an einer mehrschichtigen Aufgabe:
1. Lesend eine ausgedehnte Acht am Boden zu gehen, braucht Fokus, peripheres Sehen und Tempodosierung, wenn Zusammenstösse mit anderen Lesegehenden vermieden werden sollen.
2. Blitzschnelles Erkennen von Objekten und Begriffsbildung fordern geistige Konzentration während auf Balanceboards die Körperaufrichtung das Einmitten abverlangt.
3. Die individuellen Rechnungsportionen werden systematisch eingeübt. Jede richtige Antwort bringt die Lernpartner:innen durch Hüpfen, Springen, Gleiten, Balancieren oder Koordinieren näher ans Ziel.
4. Die Qual der Wahl hat, wer vor dem Deutschregal steht. Hören, schreiben, lesen, erzählen, legen, spielen? Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
5. Auf einem Würfelweg wird Geld gesammelt. Damit können Legosteine unterschiedlicher Grösse zu verschiedenen Preisen gekauft werden. Aus den Legos sollen die Anfangsbuchstaben der Mitspielenden gebaut werden. Es gilt also, einige Fragen zu beantworten: Welche Legogrösse brauchen wir? Wie viel müssen wir dafür sparen? Wie viel Rückgeld ist auszubezahlen? Wie verbauen wir die Legos zu einem S, G oder A? Intensive Diskussionen bescheren uns eine lange Reihe an bunten Legobuchstaben.
Den Abschluss dieser geistig und körperlich fordernden Einheiten bildet die gemeinsame Atemmeditation. Verlangsamtes und konsequentes durch die Nase Atmen schenkt Entspannung und neue Energie.
Als Dank dürfen alle Mitmachenden, darunter auch Schulsozialarbeit und Logopädie, ein Stück vom Himbeerkuchen verköstigen. Die Beeren stammen aus dem Schulgarten und der Kuchen wurde von den Kindern selbst gebacken.
En Guete und bis zum nächsten Gästemorgen!
